Deutschland, Joseph Il, Der Norden.
351
1785. Kaiser Josephs Projekt eines Ländertausches,
wonach Karl Theodor ganz Baicrn an Oesterreich ab-
treten und dafür die österreichischen Niederlande (Belgien) aufser
Luxemburg und Namur als Königreich Burgund erhalten soll.
Frankreich verhält sich gleichgültig, Kussland unterstützt das Projekt
und sucht durch Zureden und Drohungen den bairischen Thron-
erben, den Pfalzgrafen von Zweibrücken, zur Einwilligung zu be-
wegen. Dieser wendet sich um Hülfe an Friedrich den Grofsen,
welcher noch ein Jahr vor seinem Tode (1786,17.Aug.) den
1785 (Juli). Deutschen Fürstenbund
zwischen Preußen, Kur-Sachsen, Hannover zu Stande
bringt, dem dann Braunschweig, Mainz, Hessen-Kassel, Baden,
Mecklenburg, Anhalt und die thüringischen Länder beitreten.
Widersetzlichkeiten gegen Josephs Reformen in den österreichischen
Niederlanden und in Ungarn. Die Aufhebung der Verfassung von
Brabant bewirkt einen Aufstand der belgischen Provinzen (1789).
Krieg mit den Türken (s. S. 356). Tod Josephs (1790).
1790—17955. Leopold Ii. Kaiser,
Josephs Bruder und Nachfolger, überwältigt den bel-
gischen Aufstand, stellt aber zugleich die alten Verfassungen und
Privilegien her. Durch die Conferenzen in Reichenbach wird ein
Krieg mit Preußen abgewendet, welches (31. Januar 1790) einen
Vertrag mit den Türken abgeschlossen hatte, um denselben günstigere
Friedensbedingungen von Oesterreich uncl Russland zu erwirken
(vgl. S. 356).
§. 4. Dänemark, Schweden, Russland, Polen.
Dänemark (mit Norwegen), seit Beendigung des Nordischen
Krieges im vollständigen Besitz Schleswigs, erfreut sich unter
Friedrich Iv., Christian Vi., Friedrich V., Christian Vii. (Graf
Bernstorjf Minister) eines langen inneren und äufseren Friedens.
Unter dem schwachen Christian Vii. revolutionäre Reformversuche
nach Art Kaiser Josephs Ii. durch den Deutschen Struensee (geb.
in Halle, Arzt in Altona, Reisebegleiter des Königs, Erzieher des
Kronprinzen, Günstling der Königin Karoline Maihilde, Premier-
minister, Graf), welcher 1772 durch eine Verschwörung (Königin
Mutter Juliane Marie) gestürzt und mit seinem Frcundo Brand
enthauptet wird. — Die Streitigkeiten mit der Holstein-Gottorpschen
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Il Josephs Karl_Theodor Karl Friedrich Friedrich Josephs Leopold_Ii Leopold Dänemark Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Christian_Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_Vii Graf
Bernstorjf Christian_Vii Karoline_Maihilde Juliane_Marie
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Belgien Luxemburg Namur Burgund Frankreich Hannover Mainz Hessen-Kassel Baden Mecklenburg Ungarn Brabant Josephs Josephs Reichenbach Oesterreich Russland Schweden Russland Polen Norwegen Schleswigs Josephs Altona
Portugal, Italien.
363
einem gowissen Grade von Macht gelangt, dann aber durch elende
Verwaltung vorarmt und durch einen Handelsvertrag mit England
vollständig in dessen Abhängigkeit gerathen. Unter der Regierung
Josephs L Emcmuel (1750— 1777) versucht dessen Minister Carvalho,
Marquis von Pombai, revolutionäre Reformen im Geiste des Jahr-
hunderts und in demselben Sinne wie später Joseph Ii, (s. S. 349).
Nach dem furchtbaren
1 755. Erdbeben von Lissabon,
bei dem 30,000 Menschen umkommen, lässt Pombal
den zerstörten Theil der Hauptstadt prächtig wieder aufbauen. Ein
misslungener Mordversuch gegen den König (1758) gibt den Vor-
wand zur Vertreibung der Jesuiten aus Portugal (1759) und dem
Minister Pombal eine willkommene Gelegenheit, sich aller seiner
Feinde zu entledigen. Der Tod des Königs führt Pombals Sturz
und die Aufhebung seiner Reformen herbei. (Der Orden der Jesuiten
war 1773 aufgehoben worden, s. S. 365). Pombal zum Tode verurteilt,
aber begnadigt.
§. 7. Italien.
Die Herzoge von Savoyen und Piemont, seit dem Utrechter
Frieden Könige, seit 1718 Könige von Sardinien (s. S. 335), wissen
auch im 18. Jahrhundert durch kluge Benutzung der politischen
Umstände ihr Gebiet zu erweitern. Sie erwerben im österreichischen
Erbfölgekriege (s. S. 339) beträchtliche Landstriche von Mailand.
Die Republik Genua hatte fortdauernd ihre Freiheit und Unab-
hängigkeit gegen übermächtige, nach dem Besitz ihres Gebiets
lüsterne Nachbarn (Savoyen, Frankreich, Oesterreich) zu verthei-
digen. Im Jahre 1730 empören sich die Einwohner der seit dem
14. Jahrhundert unter genuesischer Herrschaft stehenden Insel Corsica.
Nach langem, Wechsel vollen Kampfe, während dessen ein deutscher
Abenteurer, Baron Neuhof aus Westfalen, kurze Zeit als König
Theodor I. von Corsica auftritt (1736), rufen die Genuesen die Fran-
zosen zu Hülfe, die sich mit grofser Mühe und unter blutigen
Kämpfen (namentlich gegen Paoli) der Insel bemächtigen, welche
die Genueser ihnen 1768 abtreten.
In der Republik Venedig tritt in Folge des starren Festhaltens
an dun alton aristokratischen Formen politische Versumpfung und
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Extrahierte Ortsnamen: Portugal Italien England Josephs Lissabon Portugal Italien Sardinien Mailand Genua Frankreich Oesterreich Neuhof Westfalen Republik_Venedig
ftorff dem Alteren einen vortrefflichen Ratgeber und Minister. Gegen das Ende seiner Regierung drohte Dänemark große Gefahr von Seite Rußlands, indem 1762 der Sohn des gegen Dänemark feindlich gesinnten Herzogs Karl Friedrich von Holstein-Gottorp unter dem-Namen Peter Iii den russischen Tron bestieg. Auf Friedrichs folgte fein schwachsinniger Sohn 1 Christian Vii (1766—1808), welcher 1770 den um Dänemark hochverdienten Grafen von Bernstorff den Alteren enttteß und ihn durch Struensee ersetzte, der 1768 seine Stelle als Stadtphystkus in Altona aufgegeben hatte und als Arzt in den Dienst des Königs getreten war. Struensee machte sich binnen kurzer Zeit durch seine unüberlegten und gewaltsamen Reformen so verhaßt, daß er 1772 mit seinem Freund Brandt das Blutgerüst besteigen mußte; seine Gönnerin, die Königin Mathilde K aroline, des englischen Königs Georg Iii Schwester, ward gefangen gesetzt und aus dem Lande verwiesen. Bald darauf (1773) ward der langjährige Strert zwischen Dänemark und dem Hause Holstein-Gottorp beigelegt, indem Dänemark von Holstein vollends Besitz ergriff und dafür Oldenburg der jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorp als Herzogtum überließ. Unter der seit 1784 bestehenden Regentschaft des Kronprinzen Friedrich (des nachmaligen Königs Friedrich Vi) ward durch den Einfluß, welchen der Graf von Bernstorff der Jüngere als Minister gewann, die innere Reorganisation durchgeführt, aber der 1789 gegen Schweden geführte Krieg, zu welchem Rußland gedrängt hatte, endete ohne Gewinn, und in Folge der französischen Kriege,' bei denen sich Dänemark nicht aller Teilnahme entschlagen konnte, mußte König
Friedrich Vi (1808—1839) im Frieden zu Kiel 1814 Norwegen gegen Rügen und den Rest von (Lchwedisch-Pommern abtreten, der 1815 an Preußen gegen Lauenburg ausgetauscht wurde (s. S. 216 und 218). Friedrichs Iv Vetter und Nachfolger
Christian Viii (1839—1848) wollte die bei dem kinderlosen Absterben seines Sohnes Friedrich zu erwartende Trennung Schleswig-Holsteins von Dänemark durch Einverleibung beider Herzogtümer in den dänischen^Staat verhüten, starb aber vor Ausführung dieses Planes. Sein Sohn
Friedrich Vii (1848-1863) führte diesen Plan aus, indem er am 28. Januar 1848 für Dänemark und Schleswig-Holstein eine G esamtstaatsversassun g erließ, aber der Herzog Christian von Augustenbnrg, dessen Linie sich 1559 von der königlichen Linie abgezweigt hatte (s. d. genealog. Tafel S. 278), erhob dagegen Einsprache, weil hiedurch sein Haus für den Fall, daß der kinderlose König Friedrich Vii die dänische Krone auf den Herzog Christian von Glücks bürg (diese Linie hatte sich 1627 von der Angnstenburger Linie abgezweigt (s. d. geneal. Tafel S. 278)
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Extrahierte Personennamen: Karl_Friedrich_von_Holstein-Gottorp Karl Friedrich Peter_Iii Friedrichs Christian_Vii Bernstorff Struensee Struensee Brandt Georg_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Dänemark Friedrich_Vi Friedrich Friedrichs Christian_Viii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Christian_von_Augustenbnrg Friedrich_Vii Friedrich Christian_von_Glücks
317
Bayern unter Karl Theodor.
bachischen Hausverträgen gemäß nach dem Tode des kinderlosen
Kurfürsten Max Iii Joseph die bayerischen Lande als Erbe zu-
gefallen waren, traf am 2. Januar 1778 in München ein und
wurde hier vou den Behörden und dem Militär, die zwei Tage
vorher den Eid der Treue in die Hände des pfälzischen Gesandten
geleistet hatten, als Herrscher begrüßt. Bayern und Pfalz,
448 Jahre von einander getrennt, standen jetzt wieder unter
Einem Regenten und wurden zusammen „Knrpfalzbayern"
genannt.
Der neue Kurfürst war kaum einige Tage in München,
so vernahm man schon, daß zu gleicher Zeit zwei österreichische
Heere in Bayern eingebrochen seien, das eine in Niederbayern-
Straubing das andere in die Oberpfalz, um für Oesterreich An-
spruch auf bayerisches Gebiet geltend zu machen. Von den
Bayern wußte keiner dieses Beginnen Oesterreichs zu erklären,
nur der Kurfürst Karl Theodor und einige seiner vertrauten
Näthe, darunter sein erster Staatsminister, Heinrich Anton
von Beckers, und sein Gesandter am Wiener Hofe, Freiherr
von Ritter, kannten die Ursache. Der österreichische Minister
Graf Kaunitz hatte schon vor dem Jahre 1777 einen kühnen
Plan entworfen, dessen Gelingen von der Person des Kurfürsten
Karl Theodor abhing: Karl Theodor sollte Bayern an
Oesterreich abtreten und dafür die Niederlande nehmen, an
die sein Jülich grenzte. Karl Theodor, dem München, die
Hauptstadt Altbayerns, herzlich zuwider war und Mannheim und
Düsseldorf, an die ihn die Erinnerungen seiner lustig verlebten
Jugend fesselten, über Alles gingen, zeigte sich dem Vorschläge
nicht abhold, aber die Ausführung desselben machte die äußerste
Vorsicht nöthig, weil eine Vergrößerung Oesterreichs um ganz
Bayern die Eifersucht nicht blos Frankreichs und Rußlands,
sondern auch und insbesondere die Preußens erregt und einen
Krieg veranlaßt hätte. So willkommen dieser auch dem jungen
Kaiser Joseph Ii (1765 — 1720) war, so sehr wurde er von
der noch lebenden Kaiserin-Mutter Maria-Theresia zu ver-
meiden gesucht. Nun ließ Joseph sich von dem schlauen
Kaunitz, der überall Rath wußte, bestimmen, alte Ansprüche
Oesterreichs ans einen Theil von Bayern geltend zu machen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Max_Iii_Joseph Max Karl_Theodor Karl Heinrich_Anton
von_Beckers Heinrich Freiherr
von_Ritter Graf_Kaunitz Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Joseph_Ii Joseph Kaunitz
42
Friedrich T.
Lorbeers und des Blitzes, welche Belohnung und (Strafe bedeuten^ Die Festlichkeiten der feierlichen Krnung in Knigsberg am 18. Januar 1701 waren beraus glnzend. Der König fetzte sich, selbst und feiner Gemahlin Sophie Charlo-tte die Krone auf und lie sich danach von zwei zu Bischfen ernannten Geistlichen falben; ebenso seine Gemahlin. Dann folgten groartige und prunkvolle Feste, die erst in Berlin ihren Abschlu erreichtem
Lndercrwerbungen. [3)ie oranische Erbschaft.^ Weder durch den spanischen Erbfolgekrieg, noch durch den gleichzeitigen nordischen Krieg (f. 31) hat Friedrich I. neues Land hinzuerworben; die Friedensschlsse beider Kriege brachten erst seinem Nachfolger einen territorialen Zuwachs. Dagegen kam durch den Tod des kinderlosen Wilhelm Iii. von Drniert ein Teil der sogenannten oranifchen-Erbschaft an Friedrich I. als Sohn der oranifchen Luife. Es waren dies die Grafschaften Mrs und Lingen sowie das Frstentum Neufchatel und Valengin^). Endlich kaufte der König einen Teil der Grafschaft Tecklenburg an der Ems.
b) Regierung im Innern.
3(X Friedrichs Minister. ^Danckelmann. Kolb von Warten-berg.] In den ersten zehn Regierungsjahren Friedrichs Iii. stand der tchtige und rechtschaffene Eberhard von Danckelmann an der Spitze der Staatsverwaltung; fein schroffes Wesen und die Rnke seiner Neider fhrten aber feinen Sturz herbei; er.wurde viele Jahre lang in Haft gehalten und erft*unter der folgenden Regierung wieder in volle Freiheit gefetzt. An feine Stelle trat der unwrdige Kolb von Wartenberg, ein geschmeidiger Hofmann, der durch immer neue und erhhte Steuern das Volk hart bedrckte, teils um die groen Kosten fr die Kriege und die verschwenderische Hofhaltung, zu bestreiten, teils um sich selbst ein enormes Vermgen zu beschaffen. Seine Miwirtschaft, dazu Hungersnot und eine Pest (17091711) brachten das Land in eine verzweifelte Lage; Städte und Drfer verarmten, und weite Strecken blieben unbebaut. Zu spt erst erkannte der König, wie schlecht er mit Wartenberg beraten gewesen, und entlie ihn (1710) aus dem Amte.
Heerwesen. Friedrichs Armee gegen 50 000 Mann hatte sich allenthalben ausgezeichnet, in den Niederlanden, am Rhein, am
') Mrs im Regbzk. Dsseldorf; Lingen an der Ems im Regbzk. Osna--brck; 9ieufchatel (Neuenburg) und Valengin in der Schweiz.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_T.
Lorbeers Friedrich Sophie_Charlo-tte Friedrich_I. Wilhelm Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrichs Kolb_von_Warten-berg Friedrichs Eberhard_von_Danckelmann Kolb_von_Wartenberg Hofmann Wartenberg Friedrichs Friedrichs
418
Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft.
in einem Schlachtbericht dieser Armee bedeutenden Anlheil am Siege zuschrieb, sich des
Kaisers Ungnade zuzog.
tz. 761. Der Volkskrieg in Tyrol. Das Tyroler Gebirgsland,
dessen biedere einfache Bewohner mit großer Treue an Oestreich hingen, war
im Pr es b urg e r Fri e d en an Bayern gefallen. Ein neuer Name (Süd-
bayern), eine neue Eintheilung in Kreise, die veränderte Organisation der
Verwaltung, der Justiz, des Stiftungswesens, höhere Besteuerung (Stem-
pel), Abschaffung der alten Verfassung, neue Mauthverhältnisse und vor
Allem die verhaßte Conscription erzeugten um so größeren Unwillen, als dem
Lande der Beistand des alten Zustandes zugesichert worden. Grobe Beamte
steigerten durch Rücksichtslosigkeit und brutales Benehmen die Unzufrieden-
heit und feindselige Stimmung dermaßen, daß es den Oestreichern nicht
schwer siel, beim Wiederausbruch des Kriegs die Tyroler durch Versprechun-
gen zum Aufstand gegen die Bayern und Franzosen zu bewegen, zumal da
die über Bayerns religiöse Neuerungen und kirchliche Gewaltschritte ge-
reizte Priesterschaft ihren großen Einstuß auf das bigote, leichtgläubige Volk
zu Gunsten des stammverwandten Nachbarvolks anwendete. Der östreichische
Feldherr Chafteler zog ihnen mit einer Heerabtheilung durch das Puster-
thal zu Hülfe, wurde aber dafür als Urheber und Förderer der Empörung
von Napoleon geächtet und mit dem Tode bedroht. Im Vertrauen aus
östreichische Hülfe griffen Tyrols Gebirgssöhne zu den bekannten Büchsen
und richteten, gleich den Spaniern, von den Berghöhen und Schluchten
ihres Landes das sicher treffende Rohr auf die Franzosen und Bayern,
um Gut unv Blut für die alten Einrichtungen der Väter zu wagen. An
ihrer Spitze stand Andreas Hofer, Sandwirth im Passeyrthale, ein Mann
von hohem Ansehen bei seinen Landsleuten, sowohl wegen seiner Körpersiärke
und Tapferkeit als wegen seines religiösen Elfers, seiner vaterländischen Ge-
sinnung und seines ehrenfesten Charakters. Klügere und tiefer blickende
Männer, wie H orm ayr, der Geschichtschreiber seines Vaterlandes und die-
ses Krieges, benutzten Hofers Einfluß auf die Tyroler, um die Volksbewe-
gung über das ganze Land und das benachbarte Vorarlberg zu verbreiten.
Neben Hofer war der kühne, starke und schlaue Speckbacher, „der Mann
12.April, von Rinn," die Seele des Aufstandes. Schon war Innsbruck in den
Händen der Tyroler, schon hatten die Bayern Deutsch-Tyrol geräumt,
schon waren zwei Abtheilungen der feindlichen Truppen zu schimpflichen Ca-
pitulationen gezwungen worden, als die Nachricht von dem Waffenstillstand
von Znaym Entmuthigung und Unschlüssigkeit unter den Insurgenten er-
zeugte. Dennoch setzten die heldenmüthigen Tyroler den Krieg fort. Die
Schützen minderten die Reihen der Feinde, während die Weiber Steinblöcke
und Baumstämme von den Höhen herabwälzten. Die Franzosen rächten
den Tod ihrer Brüder und Bundesgenossen durch Sengen und Brennen,
und durch Ermordung aller, die in ihre Hände sielen. Hofer leitete als
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Chafteler Napoleon Andreas_Hofer Hofers
Die Nordstaaten. Die Südstaaten.
119
3. Dänemark (mit Norwegen und Island) bekam das früher durch Erbteilung verlorne Gottorpsche Schleswig zurück (S. 90) und er- 1720 warb auch das Gottorpsche H o l st e i n wieder, auf das die zur Regie- 1767 rung in Rußland berufene ältere Linie Gottorp verzichtete; dafür trat das dänische Herrscherhaus sein Stammland Oldenburg an eine jüngere Linie Gottorp ab, aus der auch die schwedischen Könige (feit 1751) hervorgingen.
Im Innern erwies sich die Verwaltung des ausgeklärten Ministers Bern- seit 1751 storffals segensreich, besonders für Kunst und Wissenschaft; Klopstock z. B. wurde nach Kopenhagen berufen und erhielt ein Jahrgeld zur Vollendung des Messias.
Später gelang es dem deutschen Leibarzt des geistesschwachen Königs Christian Vii. (1766—1808), Struensee, Bernstorff zu verdrängen und selbst Minister zu 1771 werden. Doch wurde Struensee wegen seiner überstürzten Reformen schon nach Jahresfrist durch eine Adelsverschwörung beseitigt und dann grausam hingerichtet. 1772
b) Die Südstaaten.
1. Italien zerfiel noch immer in verschiedene Kleinstaaten teils unter bonrbonischen Herrschern (Neapel-Sizilien, Parma-Piacenza) teils unter habsburgifcheu (Mailand-Mantua, Toskana). Nationale Staaten waren Modena unter dem Hause Este (—1796), die niedergehenden Handelsrepubliken Venedig und Genuas sowie das aufstrebende Savoyen-S a r -d i n i e n.
Der Kirchenstaat wurde während des 18. Jahrhunderts wenig in weltliche Händel verwickelt. Dafür ließen sich die Päpste, wie der wohlmeinende Innozenz Xii., die Kirchenzucht und die Armenpflege angelegen sein und wendeten, 11700 wieclemens Xii., ihr Augenmerk auf die Vermehrung der Kunstschätze und f 1740 die Bereicherung der wissenschaftlichen Sammlungen. So blieb Italien nach wie vor der Mittelpunkt des Kulturlebens. Gegen Ende der Regierungszeit P ius' Vi. f 1799 wurde der Kirchenstaat nebst Gesamtitalien bereits in die Wirren der französischen Revolution hineingezogen.
2. Spanien unter den Bourbonen suchte vergeblich seine verlorne Bedeutung wiederzugewinnen. Auch der Zusammenschluß der bour-bonischen Höfe durch den „Bourbonischen Familientraktat" (S. 105) änderte 1761 wenig an der Machtstellung der beteiligten Staaten. Unter Karl Iii.
(1759—1788), dem zweiten Sohne Philipps V., erhielt Spanien durch
sein Eingreifen in den Nordamerikanifchen Freiheitskrieg (zugunsten der Amerikaner) von den Engländern zwar nicht Gibraltar, wohl aber Menorca und Florida zurück. Die innere Regierung Karls Iii. wurde 1783 durch die Aufklärungsideen beeinflußt, was sich in der Vertreibung der Jesuiten u. ä. Maßregeln äußerte. Der schwache und unfähige Karl Iv.
1) Genua konnte z. B. das aufständische Korsika nicht unterweisen und verkaufte es deshalb an Frankreich (1768).
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Klopstock Christian_Vii Struensee Bernstorff Innozenz_Xii Karl_Iii Karl Philipps_V. Philipps_V. Karls Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Island Schleswig Rußland Oldenburg Kopenhagen Italien Neapel-Sizilien Parma-Piacenza Toskana Modena Venedig Genuas Italien Spanien Spanien Menorca Florida Karls Genua Korsika Frankreich
123 —
Ludwigs Xiv. wichtigste Verbündete waren der bayerische Kurfürst Max Emanuel, welcher durch die Aussicht auf einen Theil der spanischen Niederlande, deren Statthalter er damals war, gewonnen wurde, und der gleichfalls aus dem baierischen Fürstenhause stammende Kurfürst von Köln. — Die Fürsten im Norden und Osten Europas waren durch den gleichzeitig ausbrechenden nordischen Krieg an wirksamer Theilnahme für die eine oder andere Partei verhindert. So waren fast alle europäischen Staaten, wie niemals vordem, durch zwei grosse Kriege in Anspruch genpmmen.
Der Kriegsschauplatz im spanischen Erbfolgekriege war wegen der Zahl der streitigen Länder und der gegen Frankreich verbündeten Mächte weit ausgedehnter als in irgend einem früheren europäischen Kriege. In Italien, in Deutschland und in den Niederlanden, in Spanien und Frankreich wurde gekämpft. Der grossartigen Kraftanstrengung auf beiden Seiten entsprach die Tüchtigkeit der Feldherrn. Markgraf Ludwig von Baden, der siegberühmte Eugen und der als Staatsmann wie als Feldherr gleich bedeutende englische General Marl-borough standen Catinat, Villars, Vendöme und dem unfähigen Villeroi, einem Günstling der Frau von Maintenon gegenüber. Auf dem Hauptschauplatz des Krieges, in Italien, Deutschland und den Niederlanden, kämpften besonders die grossen Feldherrn Eugen und Marlborough und zwar zuerst jeder für sich, dann vereinigt (Hochstädt), darauf wieder getrennt (Ramillies, Turin) und endlich wieder vereint (Oudenarde, Malplaquet).
John Churchill, der nachmalige Herzog von Marlborough, wurde 1(150 zu Ash in der Grafschaft Devon geboren. Er besuchte die Paulsschule in London und entdeckte beim Lesen des römischen Kriegsschriftstellers Vegetius seine entschiedene Neigung für die kriegerische Laufbahn. Wegen seiner schönen Gestalt und seines gewandten Benehmens wurde er Page des Herzogs von York, des nachmaligsn Königs Jacob Ii. Als Freiwilliger machte er 1666 einen Zug nach Tanger mit. Als das englische Cabinet Ludwig Xiv. Hülfstruppen zur Unterwerfung der Niederlande sandte, ging auch Marlborough dahin ab und erlernte unter Turenne, Conde und Vauban die Kriegskunst. Im Anfange der Regierung Jacobs Ii. unterdrückte er durch seine umsichtige Thätigkeit den Aufstand Monmouths. Später aber verliess er treulos seinen bisherigen Gönner und ging mit seiner Heeresabtheilung zu Wilhelm Iii.
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11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 231
brich durch das Gleichmaaß von Kraft und Besonnenheit schon jetzt seinen Anspruch auf wahre Heldengröße begründet, wie sein neuester Biograph, der Engländer Carlysle, überzeugend erwiesen hat.
Ueber die Franzosen übernahm der einsichtsvolle Graf Moritz von Sachsen, ein natürlicher Sohn Augusts 11. von Polen und der Gräfin Aurora von Königsmark, 1745 den Oberbefehl und schlug die vereinigten Engländer und Oesterreicher 1745 bei Fontenay. Der Sohn des Prätendenten Jacob 111., Karl Eduard, landete, unterstützt von den Franzosen, 1745 auf der Küste von Schottland, um sich den Thron seiner Väter zu erkämpfen. Nach seinem Einzuge in Edinburg schlug er ein englisches Heer bei Prestonpans und drang tief in England bis Derby vor. Aber die Engländer erkannten, daß alle Vorurtheile, derentwegen die Stuarts ihr Reich verloren hatten, aus seinem Geiste nicht gewichen waren; ohne Unterstützung von ihnen mußte er nach Norden zurückweichen und trotz eines abermaligen Vortheils bei Falkirk erlitt er 1746 den 16. April durch den Herzog von Eumberland, einen Sohn Georgs 11., die entscheidende Niederlage bei Eulloden. Er flüchtete nach Frankreich und später nach Rom, wo mit seinem und seines Bruders Tode die männlichen Nachkommen der Stuarts ausstarben. Eine strenge Bestrafung des'aufruhrs, namentlich in den Hochlanden, deren alte Clanverfassung (Unterordnung einzelner Gemeinden unter kriegerische Häuptlinge) man auflöste, erfolgte. Unterdessen eroberte Graf Moritz an der Spitze der Franzosen nach dem Siege bei Raucoux 1746 die österreichischen Niederlande und näherte sich dem Gebiet der Vereinigten Niederlande, die zwar am Kriege nicht theilgenommen, aber doch Maria Theresia mit Geld beträchtlich unterstützt hatten. Dies gab Veranlassung, daß hier die Würde eines Erb-statthalters, die mit dem kinderlosen Tode Wilhelms 111. 1702 erloschen war, wiederhergestellt wurde und zwar in der Person des Hauptes der jüngeren Linie Nassau-Oranien, Wilhelm Iv., eines sehr beliebten Fürsten. Die aristokratische Parthei mußte 1747 der Leitung des Staates entsagen und die Erbstatthalterwürde wurde wiederhergestellt, und zwar in männlicher und weiblicher Linie, damit sie nicht wieder erlösche. Aber trotzdem eroberte Graf Moritz nach seinem dritten Siege über die Verbündeten bei Lawfeld 1747 die wichtige holländische Festung Maastricht. In Italien waren die Oesterreicher, obgleich hier der König von Sardinien durch das Bündniß von Worms 1743 auf ihre Seite getreten war, lange im Nachtheil gewesen, erst 1746 nach beendigtem Kriege mit Preußen konnten sie hier stärker auftreten, zumal Ferdinand Vi., Sohn und Nachfolger Philipps V. in
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Extrahierte Personennamen: Engländer_Carlysle Moritz_von_Sachsen Augusts Jacob_111. Karl_Eduard Karl Eduard Moritz Maria_Theresia Maria Theresia Wilhelms Wilhelms Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Moritz Ferdinand_Vi Ferdinand Philipps_V. Philipps_V.
Extrahierte Ortsnamen: Polen Fontenay Schottland Edinburg England Eumberland Georgs Frankreich Rom Niederlande Italien Sardinien Worms